Dienstag, 6. März 2012

Fluch - wie alles begann

Trostlosigkeit...das erste Wort, welches hinter jedermanns geistigen Auge erschien, sobald dessen Blick auf die karge Landschaft fiel. Unendlich weite Schneedecken, hin und wieder durchzogen von tiefen, allesverschlingenden Rissen. Es  brauchte  nur eines unbedachten Schrittes, und schon wäre es zu spät, verschlungen vom ewigen Eis, ein Gefangener des Unglücks. Im Osten erhob sich eine gewaltige Gebirgskette, deren Ende unbekannt blieb. Selten waren die Zeiten, in denen die brausenden Schneestürme abwallten und der kläglichen Sonne gewährten sich  zwischen den grauen Wolkenschichten hindurch zu kämpfen.  An jenem Ort, reckten sich die Türme einer Festung den Wolken entgegen, dem einzigen Bau in mitten der verwüsteten Gegend. Wie Dolche hingen unzählige Eiszapfen an jedem nur erdenklichen Vorsprung, bedrohlich und dennoch atemberaubend in ihrer Pracht.  Selbst die Festung schien unbewohnt. Hinter keinem der vielen Fenster war jegliche Bewegung zu erkennen....oder etwa doch? Bei genauerem Hinsehen, war gerade noch ein  Hauch  dunklen Stoffes und fliessenden weissen Haares,  um eine Ecke verschwinden, zu erblicken... "Was zur Hölle will er denn jetzt schon wieder? Ich habe verdammt noch mal auch noch andere Dinge zu erledigen, als alle paar Tage vor ihm hergetanzt zu kommen....auch wenn er der Teufel persönlich ist." , klagte eine klare, jedoch eisige Stimme, welche  unmissverständlich zu der jungen Frau mit den außergewöhnlichen Haarfarbe, gehören musste. Ihre Schritte hallten stumpf an den hohen Steinwänden wieder, ansonsten herrschte vollkommene Stille. Sie folgte dem langen Gang bis hin zu einer breiten luxuriösen Wendeltreppe, welche in eine rechtschaffend großen Eingangshalle mündete. Am Fuße der letzten Stufe stand, mit geneigtem Haupt, ein junger Mann.  Sie ging auf ihn zu und blieb direkt vor ihm stehen, betrachtete ihn mit musterndem, hoheitsvollen Blicke. "Hebe dein Haupt und höre gut zu..." Er tat wie ihm geheissen, vermied es jedoch ihr in die Augen zu blicken.  Mit einem Nicken gab er ihr zu verstehen, dass sie seine ungeteilte Aufmerksamkeit hätte.  "Michael, du hast dich bis jetzt durchaus als würdig erwiesen, einer höheren Position zugeteilt zu werden...Ich werde für unbegrenzte Zeit in Richtung Infernale Stadt aufbrechen. Nun, damit nicht alles außer Fugen gerät benötige ich jemanden, der sich hier um alles kümmert während ich fort bin....der erste der mir für diese anspruchsvolle Aufgabe in Sinn kam, bist du. Bewältige sie erfolgreich und du wirst die Position erlangen, von der jedes Ratsmitglied träumt....scheiter und ... nun, du weißt was mit deinem Vorgänger geschah." , die Tonlage ihrer Stimme veränderte sich kein wenig im Verlauf der Rede. Sanft, aber bestimmt nahm sie sein Kinn und hob es an, sodass er ihr in die eisblauen Augen blicken musste. "Hast du mich verstanden?" Nervös befeuchtete er seine Lippen mit der Zungenspitze. "Sie können sich auf mich verlassen", sagte er, trotz Nervosität, mit fester Stimme. 
Zufrieden nickte sie und ließ sein Kinn wieder los, trat dann zurück und drehte sich um.
Ohne sich noch einmal umzusehen öffnete sie die massive Holztür und trat hinaus in die eisige Kälte. Ein zerstörerische Schneesturm kam urplötzlich aus dem Nichts auf und verschluckte die einsame Gestalt. Für einen Moment war die Burg im weiß verschluckt, und als der Sturm aufklärte blieb keine Spur der jungen Frau zurück...



Feierliche Musik füllte den festlich geschmückten, hell erleuchteten Saal.  Paare tanzten ausgelassen in dessen Mitte, während es Andere sich am einlandendenBuffet genüglich taten. Es herrschte eine äußerst fröhliche Stimmung, die anscheinend duch nichts getrübt werden konnte. Bis auf einmal wie von alleinedie gewaltigen Türflügel aufschwangen und die Sicht auf eine neblige Gestalt freigaben. Abrupt verklang die Musik, die Tänze stoppten und die Aufmerksamkeit des gesamten Saales richtete sich auf den Eingang. Der weiße Nebel zog sich zusammen,die Konsistenz verfestigte sich, bis letztendlich eine junge Frau, in dunkelblauem Festgewand, dort stand. Haar so weiß, wie der reinste Schnee. Gemächlichen Schrittes bahnte sie sich einen Weg durch die Menge, welche sich vor ihr zu teilen schien und somit ein Gässlein frei wurde, bis hin in die Mitte des Raumes, wo ein einzelner, gut aussehender Mann stand, dessen Blick starr auf die Neuankömmlerin gerichtet war. Kein einziges Mal wich ihr fester Blick Unsicherheit, noch ließen sich Zeichen von Nervosität bemerkbar machen, während sie auf ihn zuschritt. Obwohl die restlichen Anwesenden unsichere Blicke diesem Mann zuwarfen, wie als würden sie etwas schreckliches erwarten, was von seiner steinernen Miene nur betont wurde. Vor ihm blieb sie stehen und versank in einem tiefen Knicks. Mit zu Boden gerichteten Blick wartete darauf, dass er sie aus der Verbeugung befreite. "Du darfst dich wieder erheben ... Kali" Erleichtert reckte die Angesprochene sich wieder gerade und musterte ihn fragend.   "Mylord, ich möchte nur ungern aufdringlich erscheinen, aber würden Sei mich darin aufklären, wieso Sie nach mir schicken ließen?" Endlich erhellte ein belustigtes Grinsend seine Züge und er beugte sich leicht näher zu ihr.     "Muss es denn immer einen Grund dahinter geben?! Genieße doch einfach den Abend." Kurz wandte er seinen Blick von ihr, zu den restlichen Anwesenden und klatschte leicht in die Hände. "Was schaut ihr alle noch? Lasst die Festlichkeiten weiter gehen." Zuerst zögernd, dann bestimmter, fing ein Paar nach dem Anderen wieder an zu tanzen, wie als wären sie gar nicht unterbrochen worden. Der Gastgeber nahm daraufhin sanft Kalis zärtliche Hand in seine kräftige und hauchte einen Kuss auf den Handrücken. "Darf ich um diesen Tanz bitten, meine Liebe?" "Selbstverständlich, Mylord ... " Zufrieden trat er auf sie zu und legt seine andere Hand an ihre Taille und zog sie an sich. Ihr einen Impuls gebend, setzte er sich im Takt des Wiener Walzers in Bewegung. Sicher manövrierte er sie zwischen all den wirbelnden Röcken, mit schnellen Schritten und grazilen Drehungen, hindurch ohne seinen Blick von ihren Augen abzuwenden. Es schien ihr, als wolle er die tiefsten Geheimnisse ihrer Seele erkunden. Peinlich berührt wandte sie ihren Blick ab und gab sich der Musik hin, um keine verräterischen Gedanken zu fassen. Als der letzte Ton verklang ließ er sanft den Tanz ausklingen, behielt sie jedoch in den Armen. Fast unauffällig streichelte seine Hand ihren Rücken runter, während er ihr Kinn hob, sodass sie ihn anblicken musste. "Ich hätte da eine kleine Sache mit dir zu besprechen ... Hast du einige Minuten für mich zu entbehren?" Fragend zog sie eine elegant geschwungene Augenbraue hoch und legte den Kopf leicht schief. "Habe ich denn eine Wahl?! ... worum geht es?" Langsam nahm er seine Hand von ihrem Rücken und bot ihr den Arm. Anstandsgemäß hakte sie sich bei ihm ein und ließ sich von ihm in Richtung Buffet leiten, wo er ihr ein Champagnerglas reichte, sich selber eines nahm und zwinkernd mit ihr anstoß. Er trank einen Schluck und lehnte sich leicht an eine Säule und musterte sie eine Weile, bevor er anfing zu reden. "Ich vermute dir ist inzwischen bekannt, dass das französische Volk von Tag zu Tag unruhiger wird. Es bedarf nur eines winzigen Funkens, um das brodelnde Fass in die Luft zu jagen. Der König und vor allem seine Königin scheinen die SItuation in der sich ihr Volk befindet nicht Recht ernst zu nehmen ... " Misstrauisch musterte Kali ihren Gegenüber. "Worauf willst du hinaus?", drängte sie ihn, damit er auf den Punkt kam. "Nun, ich finde es an der Zeit, einen kleinen Schubser in die richtige Richtung zu geben und dem Land somit einen Gefallen zu tun. Nur leider habe ich im Moment schon genug anderes zu tun, da kamst du mir in den Sinn. Ich überlasse es dir eine Möglichkeit zu finden den entscheidenden Anstoß zu geben ... ", erklärte er ihr mit einem hinterhältigen Funkeln in den Augen.Mit herausforderndem Blick entgegnete sie:"Darf ich vermuten, dass dahinter der Wunsch nach Chaos und Blutvergießen steckt? Denn ich kann mir nur schlecht vorstellen, dass du jemals etwas "Gutes" für die Menschheit tun würdest." Ein kaltes Lachen entschlüpfte seinen Lippen und seine Hand legte er locker auf ihre SCHULTER: "Du kennst mich viel zu gut, meine Liebe ... aber ich muss dir trotzdem auch wiedersprechen. Auch wenn meine Handlungen als hinterhältig und egoistisch wirken mögen, im Nachhinein wird die Menschheit mir noch dankbar sein, denn aus Chaos und Verwüstung entsteht stets neues Leben und Erfahrung. Ohne mich, könnten sie des HERRN's Werk nicht annähernd so sehr schätzen. Zusammengefasst gesagt: Ohne das BÖSE kann es auch nicht das GUTE geben." Wie Yin und Yang ... mit seiner Umsetzungsweise bin ich trotzdem nicht einverstanden. Die kleine Schlange dreht und umgarnt immer alles so, dass es letztendlich seinen Prinzipien entsprechend passt. Um sich äußerlich ihre Gedanken nicht anmerken zu lassen, behielt sie ihre so perfekt beherrschte, ausdruckslose Miene aufrecht. Zu ihrem Glück ging er auch nicht weiter auf das Thema ein, sondern nahm seine Hand von ihrer Schulter, wobei er stattdessen ihre damit umfasste. "Wäre es unhöflich meinerseits um einen weiteren Tanz zu bitten?" Hätte sie die Wahl gehabt, hätte sie abgelehnt, doch so nickte sie nur und machte einen leichten Knicks. "Wie könnte ich dieses überaus großzügige Angebot nur ablehnen?“ Als Antwort erhielt sie nur ein Grinsen. Leicht lächelnd ließ sie sich auf die Tanzfläche führen und sogleich in einem raschen Gallopp, mit schwingenden Röcken, durch den Saal führen...

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